Ausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
24. Oktober 2025 bis 22. März 2026
Wie ein roter Faden zieht sich die Frage nach der Zukunft der Wissensspeicherung durch die Menschheitsgeschichte, denn ohne gespeichertes Wissen wären weder kulturelle noch technische Innovationen – wäre keine Zukunft – möglich.
In einer Zeit, die von rasanten Entwicklungen in Mikroelektronik, globaler Vernetzung und KI geprägt ist, blickt die Menschheit mit gemischten Gefühlen auf die Zukunft des Wissens: Während die einen die Potenziale der globalen Datenvernetzung feiern, fürchten andere das digitale Vergessen – das schwarze Loch der Amnesie. Angesichts der oft sehr kurzen Lebensdauer heutiger Informationsspeicher werden zukünftige Historiker*innen vor großen Herausforderungen stehen, wenn sie auf das 21. Jahrhundert zurückblicken. Denn ohne Datenspeicherung gibt es keine Analyse, keine Erinnerung, kein Vergessen, keine Zukunft. Gesammeltes Wissen und Zukunftsfähigkeit gehören zusammen.
Die Ausstellung „Forget it?!“ unternimmt eine erinnerungskulturelle Zeitreise und wirft zugleich einen Blick in die Zukünfte der Wissensspeicherung: Sie erzählt sowohl von frühneuzeitlichen Hungersteinen als auch von den internationalen Initiativen, Warnhinweise für die Lagerstätten von Atommüll zu erfinden, die auch in hunderttausenden von Jahren noch verständlich sind. Ebenso wirft die Schau einen Blick in Bioarchive und Asservatenkammern, in Zeitkapseln und Bergwerkstollen. Sie erläutert die aktuellen Experimente zur Wissensspeicherung mittels physikalischer Spannung oder DNA und ermöglicht die interaktive Erkundung dieser Zukunftstechnologien.
Vor allem aber fokussiert die Ausstellung gesellschaftliche Fragen: etwa das „Recht auf Vergessen“ im digitalen Raum oder die Gefahr, die autokratische Regime für die Sicherung des Weltwissens darstellen. Zentral ist dabei die hochaktuelle Debatte um den Zugang zu Wissen – wer hat ihn, wer kontrolliert ihn und wer bleibt ausgeschlossen?
Die Ausstellung „Forget it?!“ versteht sich als Brückenschlag zwischen Technik und Kultur: Im Rückblick auf die lange Geschichte der Speicherung von Informationen zielt sie auf einen ebenso knappen wie exemplarischen Einblick in die aktuellen Entwicklungen bei der Suche nach den Speicherprozessen der Zukunft. Mnemosyne, die Göttin der Erinnerung, und Lethe, die Göttin des Vergessens, müssen sich im digitalen Zeitalter etwas einfallen lassen, wenn sie nicht von der Datenflut weggespült werden wollen. Darin liegt auch unsere Verantwortung für das Kulturerbe.
„Forget it?!“ bietet zahlreiche Stationen zum Mitmachen und ist partizipativ: Was kommt in Ihre persönliche Zeitkapsel? Was würden Sie gern vergessen – was darf die Menschheit niemals vergessen? Gab es in Ihrem digitalen Alltag schon Datenverluste oder „memory overflow“? Zeigen Sie uns Ihren ganz persönlichen Ariadne-Faden.
Eine Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Kooperation mit dem Deutschen Litertaturinstitut Leipzig.
Eintritt kostenfrei.

