Zuerst betrieb der jüdische Philologe Victor Klemperer seine Analyse der nationalsozialistischen Sprache als „parodistische Spielerei“, später half ihm das Schreiben, die Nazi-Diktatur durchzustehen. Als Hochschullehrer war er 1935 wegen der Rassengesetze entlassen worden. Täglich drohte ihm die Deportation, er wurde auch zu Zwangsarbeiten verpflichtet. Er überlebte dank seiner „arischen“ Ehefrau Eva, die ihn und sein Werk schützte. Unter Lebensgefahr notierte Klemperer die Wortschöpfungen dieser Zeit, beschrieb sie als Gift, das langsam das Denken der Menschen veränderte.
Seine Analyse der Sprache des Dritten Reiches ist ein bedrückendes und scharfsinniges Dokument der Zeitgeschichte; erstmals veröffentlicht 1947, taucht das legendäre Werk, dessen Titel „LTI“ (Lingua tertii imperii) bereits einen Seitenhieb auf die nazistische Versessenheit auf Abkürzungen darstellt, tief ins alltägliche Vokabular des Nationalsozialismus ein und untersucht, wie die Sprache selbst zum Instrument der Ideologie wurde – schleichend, manipulativ und zerstörerisch.
In einer szenischen Lesung bringen Schauspieler Rainer Frank und Regisseurin Clara Weyde Auszüge aus Victor Klemperers „LTI – Notizbuch eines Philologen“ auf die Bühne.

