Psalmen sind Gesänge der Sehnsucht. Sie erzählen von Angst in bedrängten Zeiten, von der Suche nach Trost, vom Lob Gottes – und von der Hoffnung, die niemals ganz verstummt. Am 9. November lädt die Robert-Franz-Singakademie dazu ein, diese uralten Texte in Klang zu erleben. Felix Mendelssohn Bartholdys »Wie der Hirsch schreit« und sein 95. Psalm (»Kommt, lasst uns anbeten«) entfalten Musik von inniger Empfindung bis zu prachtvollen, machtvollen Fugen. Julius Chajes fügt mit seiner »Hebrew Suite« drei instrumentale Bilder hinzu: ein inniges Gebet, Zion als Ort der Erinnerung und Hoffnung und schließlich einen ausgelassenen Tanz. In Eric Zeisls »Requiem Ebraico« hören wir den Psalm 92 in einer Musik voll des Lobes und Trostes, die sich zu einem mächtigen Schluss aufschwingt. Dass Zeisl mit diesem kraftvollen Werk den Opfern des Holocaust gedenkt und es seinem ermordeten Vater widmet, schließt an die jüdische Tradition des Kaddish an: Klage wird zu Trost, Dunkel zu Licht, Erinnerung zu Hoffnung. Und so klingt auch unser Konzert, in dem wir an die Novemberpogrome gedenken und an das Schicksal der Komponisten erinnern, die von Aufführungsverbot oder Flucht betroffen waren: Mit Werken voller Schönheit und Tiefe schenkt uns ihre Musik Kraft zur Hoffnung.

